Die Philosophie der Gutmenschen

Die Technik der Gutmenschen besteht darin, andere einschüchternd zu blenden, indem sie für sich Werte und Ideale kapern, die gerade hoch im Kurs stehen.

Der klassische Gutmensch will nicht gut handeln, aber gut scheinen. Er ist undemokratisch, weil er glaubt, dass seine Meinung, da wahr, außerhalb der demokratischen Auseinandersetzung steht. Er ist daher auch nicht daran interessiert, Gespräche zu führen; er will sie beenden, indem er die Leute, die anderer Meinung sind, für dumm oder moralisch minderwertig erklärt. Die Methode ist bekannt, Namen brauchen nicht genannt zu werden.

Rorty hingegen, der Anti-Rousseau, setzt Mehrheit vor Wahrheit. Das ist seine provozierende Kurzformel für die Demokratie. Damit wollte er nicht die Lüge demokratisch adeln; aber er machte mich hellhörig, wenn diese unsäglichen Wahrheits- und Moralapostel die Bühne betreten.

Rortys Philosophie ist Aufklärung im besten Sinn. Sie befreit von der gefährlichen Versuchung, die eigene Meinung mit der Wahrheit zu verwechseln.

(Fundstück)